Eine Bar ist ein Ort der Gefühle! Der Gefühlsverdichtungspunkt unserer Stadt. Hier ist die Emotion zu Hause!
Das Wohlgefühl muß täglich wiederhergestellt werden. Wir bedienen uns der Werkzeuge aus klassischem Klischee: Wohlige Wärme, eine brennende Kerze, roter Boden und goldene Wände - das Gegenüber erscheint in besonderer Weise. Der Keeper trägt jungfräuliches Weiß, das Gold im Knopfloch und an den Schultern verrät Kompetenz - der Drink lässt nichts zu Wünschen übrig. Aus dem Speaker rieselt heute Acid Jazz, morgen fetziger Funk und zwei Tage später Marianne Rosenberg - die Mischung erinnert an einen bitter-süßen Cocktail - etwa einen Singapore Sling. Irgendwann bist Du dicht.
Willkommen am Gefühlsverdichtungspunkt der Stadt!
Als man begann, Bier aus großen Steinkrügen "zu saufen", waren wir nicht dabei. Wir sind schon an die schönen Flöten von Trumer Pils gekettet auf die Welt gekommen. Irgendwie ist mit diesem Glas eine "Schönheit" verbunden, welche die daraus trinkende Gesellschaft in besonderem Maße hervorhebt.
Täglich wird auch zu Österreichischem Sekt gegriffen - wenngleich Frankreichs Veuve Clicquot die Kette der Freunde des "perlenden Weines" um einige Glieder verlängert.
Das - und viel mehr - geschieht 1985 - anderswo trinkt man meist noch aus Krügen - vielleicht bleibt das auch so - das ist auch gut so.
Am Abend des Vortages hat man die schöne Susanne "mit dem Neuen" im k.u.k. gesehen. Mit dieser Nachricht kann man nicht bis zum Abend warten, das muss gleich nach dem Einkaufen bzw. noch vorher "der Ex" des obengenannten erzählt werden.
Außerdem hat diese Bar Stammtischcharakter. Ein nach drei Seiten offenes Rechteck mit nur 1,80 m Durchmesser ist wie ein Tisch! Man hört in aller Früh die wichtigsten Details - "Das jüngste Gerücht" - bekommt dazu "den wahrscheinlich besten Café der Stadt" serviert (die Firma Schärf hat mit Kaffeemaschine und den dazu gehörenden Bohnen im k.u.k ihre Spuren hinterlassen...) und blättert nebenbei in einer der aufliegenden Tageszeitungen.
Als psychotherapeutische Anlaufstelle aller ersten Ranges ist eine Öffnungszeit von 08.00 Uhr bis 04.00 Uhr auch einfach notwendig!
Natürlich ist man hier der (die) Dienende. Das "Dienen" ist in dieser Bar groß geschrieben und als Begriff positiv besetzt. Hier wird man bedient bis man ziemlich "bedient" ist. Das kann am Morgen beginnen oder auch etwas später. Man munkelt, dass so manche Stunde übersehen wird, sodass rekordverdächtige Aufenthalte von bis zu sechsunddreißig Stunden vorkommen...
Aus der Notwendigkeit, die vielen schönen Geräte, Bänke, Stühle und Luster auch in Betrieb zu halten ist eine Philosophie geworden. Hier wird der Lifestyle täglich zur Schau gestellt - das neue Outfit bleibt hier niemals unbemerkt.
Wenn man geht, hat man Freunde besucht oder neue gefunden.
Das k.u.k Hofbeisl hat einen Mythos - etwas mystisches auf alle Fälle.
Hier gibt`s so etwas wie einen "Glorienschein" - oder besser - eine Aura. Es ist nicht sicher, ob es nur der perfekte Kellner oder doch die golden spiegelnde Messingbar ist. Oder ist es doch der rote Fußboden und die Kerzen an den Tischen? Oder sind`s die vielen Spiegel, in denen man den Mythos zu erkennen glaubt? Es ist immer schon so gewesen - und wird auch immer so sein! Niemand weiß, woran es genau liegt - wir arbeiten weiter daran. Der Schein soll weithin sichtbar leuchten und wie bisher die Nacht zum Tage werden lassen. Und wenn einer vom "k.u.k" erzählt mit einem Lächeln auf den Lippen, dann hat er den Mythos dieser Bar erlebt.
Die Unbekümmertheit des Seins, ein "Schnellschuss" aus der Hüfte, ein erfahrener Partner, ein innovativer Bruder, ein paar Eckdaten vom Arlberg (Saison 85 / 86), ein bestimmtes Gefühl für die Musik, ein großes Herz, die Liebe zum Alkohol und zum Dolce Vita sowie ein Vorgänger mit Kultstatus - und nicht zu vergessen ein Leitsatz, der uns bis heute begleitet: Nimm Deine Gäste wahr, nenn` sie beim Namen, interessiere Dich für sie - ehrlich und nachhaltig - und bestärke sie in ihrem Glück, indem Du gut zuhörst, was sie zu erzählen haben!
Das alles wusste ich schon mit 25 Jahren. Mein Bankdirektor glaubte mit. Da geschah`s...
Der Zeitgeist verlangt Evolution.
Man begann auch in Ischl mit Bier und Wein. Dann kam der Sekt und dann der Cocktail. Die monarchistische Fassade und der "gesindehafte" Charakter der Gäste, die in ein "Beisl" gehen, vergilbt. Es verschwinden Grenzen zwischen arm und reich, "schiach" und schön, alt und jung, ost und west und zwischen "amerikanisch" und "österreichisch". Das Bild wird "warm und rund".
Der Cocktail versteckt in vornehmer Weise die rauhe Fassade der Inhaltsstoffe und hat zweifellos kaiserliche Wirkung.
...und schließlich doch die vollkommene Gastlichkeit nach einem Kulinarium verlangt
Es war einmal ein Restaurant mit Tischen und Stühlen, einer Küche und mit einem Koch...
In diesem Etablissement war allabentlich der Gast da, der sehr, sehr lange "zum Brunnen ging", sodaß es bald Morgen wurde. Die armen Kellner mussten dann lange schlafen, denn der Brunnen schmeckte nicht dem Gast alleine. Alsbald wurde aus dem Restaurant eine Bar... Seither sind wir wirklich eine Bar!
Man ist aber, was man isst! Und was isst man, wenn man ist, was wir sind?
Wir haben also wieder eine Küche. Die ist so wie wir sind...! "Bar & Lebensbühne" - steht am Eingang. "G-Punkt der Stadt" auf der Getränkekarte...
Immerhin kann ein "G-Punkt" nicht nur "Gefühle", sondern auch "Genuss" und "Geschmack" verdichten ;-)
Der Tresen ist eine Barriere - daher auch der Name "Bar". Er trennt optisch und physisch das Lokal in Gäste- und Keeperbereich.
Der Tresen ist nicht nur Abstellfläche für die Gläser sondern vielmehr Kommunikationsplattform für die Einzelnen - ein moderner, langer Stammtisch sozusagen. Je länger und raumteilender das Stück ist umso mehr Halt gibt es. Überhaupt ist festzuhalten, dass das Einzige was einem Mann wirklich Halt gibt, aus Holz oder Stein gefertigt ist und Tresen heißt. Mit der Länge (hier: des Tresens) steigt normalerweise das Selbstwertgefühl.
Je länger desto besser - oder hier: fast unbesiegbar.
Wie schon erwähnt ist unser Ansinnen nicht die Einseitigkeit. Wir unterliegen multiplen Einflüssen und entwickeln uns fast spielgelgleich.
Niemals könnte in Bad Ischl ein Herr Dr. XY existieren wenn ihn nicht der Packmeister vom Reinhalteverband wegen seines Titels bewundern würde. Niemals aber würde der Mann vom Reinhalteverband am Tresen stehen, wenn der liebe Doktor nicht der wäre, der auf ihn herabsieht... Man könnte nicht Sinatra hören, wenn man nicht schon einmal Bob Marley oder Robbie Williams dazwischen gemischt hätte - hier bei uns im k.u.k.
Aus der "Sortenreinheit" wird bei genügend Fruchtbarkeit ein Mutant entstehen - der sie alle in Größe, Stärke und Schönheit übertrifft. Die hochgezüchtete Reinrassigkeit ist ein kurzes helles Strohfeuer - der Straßenköter hat, auf Sicht gesehen, die besseren Karten!
Nach mehreren Versuchen mit teurem Brokat und samtigen Mustern, mussten wir aufgrund der heftigen Bewegungen unserer Gäste beim Sitzen zu besseren Werkstoffen greifen. Erst, wenn das alles auf keine Kuhhaut mehr geht, wird wieder nachgedacht.
"Das Gold ist das Fleisch der Götter" - so das alte Äypten. Jeder Tempel, der auf sich hält ist gülden getäfelt oder gänzlich darin gehüllt.
Ein Hauch von tempelhafter Sakralität geht auch von unseren goldenen Wänden aus. - Die Flucht aus dem Alltag ins güldene Hinterstübchen hilft so manchem Schwergeist wieder auf die Sprünge.
Unser Boden hat tiefe Schrammen! Von fallenden Gläsern, Gästen, Krampusmasken, Bischofsstöcken, Kronen, Flaschen, Tabletts und Aschenbechern... - und im "Schanigarten" einen langen, tiefen Sprung, weil die Fußbodenheizung (Anmerkung: Nicht mehr existent) viel zu früh in Betrieb genommen wurde. Unsere Wände sind vergilbt, an den Möbeln zeigen sich tiefe Gravuren des täglichen Lebens. Unsere Kabel sind teilweise außenliegend, weil wir oft was zu fummeln haben daran. Viele Dinge sind selbst gebaut oder stammen von der Müllhalde. Unsere Schrauben und Nägel haben Rost angesetzt, aber sie tragen die Last mit Würde. Der Barbereich in der "Sakristei" ist viel zu klein, das Lager sowieso. Die Lüftung ist teuer aber nur "Teilgut" und das Klavier ist verstimmt.
Aber wer wohnt schon gern in klinischer Geradlinigkeit?
Einmal musste ich dringend in die Karibik, rein geschäftlich - versteht sich. Die alten Engländer haben dort die schönen Dinge hinterlassen. Aus Mahagoni, Teak, Elfenbein und Rattan.
Da hab` ich mir beim Arbeitsgespräch mit einem dunkelhäutigen Barkeeperkollegen ein "Grand Café k.u.k." in meinem Kopf gebaut. Zu Hause angekommen musste die Last aus meinem Kopf in den Schanigarten und an die Schirmbar - und dort ist sie noch immer, die Last.
Das Liebäugeln mit dem kolonialen Stil hat die Monarchie wohlwollend aufgenommen. - Es lebe der Rum - und der Inländer-Rum (kollossale kolloniale Erfindung von Admiral Tegethoff nach der Begegnung mit englischen Schiffen = Saufgelage an Bord...)
Unsere Klotüren sind astreines Kaisergelb. Sehr alte Farbmischung, bestens bekannt als Fassadenanstrich vom Schloss Schönbrunn. Darauf steht in schwarzen Lettern geschrieben: "Englisches Wasserklosett". Wir wollten ja der Tradition zuliebe ein Plumpsklo bauen, aber die Gewerbebehörde hat gemeint, dass....
In eine Bar gehört ein Klavier, und wenn`s noch so viel Platz verschlingt - so ist das eben. Unser Kawai-Stutzflügel ist ein etwas ausladender Stehtisch - im Normalfall. Aber viele saugeile Abende haben uns die schwarzen und weißen Tasten schon beschert!
Hier nur ein sehr kleiner Auszug aus: "This Piano has been trashed by...": Vince Weber, Axel Zwingenberger, The Flying Pickets, Joja Wendt, Martin Schmitt, The Mojo Bluesband, Stoffi Steinbach, Die Bambies, Oskar Klein, Ringsgwandl, Martin Pyrker, Jean-Pierre Bertrand, Silvan Zingg, Don Bouchat, Roarin Zucchinis, Firstline Band, Ray Carlton & Friends, Don Bouchat... - und natürlich unseren "local Lakeshakers" Richie Loidl, Markus Brandl, Clemens Vogler & Johnny Schütten....
Mit bunten Fliesen, und großen, schwarzen Eisentüren ist, für jedermann sichtbar, ein großer Backofen im Schanigarten als Kulisse erhalten. Es gehörte zur Dampfbäckerei Obermeier (später Nahmer). Ein gewisser Ofenmeister Vogtenhuber betreute das schöne Stück um die Jahrhundertwende, so die Chronik. Der gute Mann wagte später den Sprung über die Traun und gründete dort die heutige "Teufelmühle".
Nur keinen Missklang bitte! Wann die Musi spielt klingt das fett und satt, wie ein 12-jähriger Burbon. Uns ist kein Schlager zu tief und keine Wagner-Oper zu hoch. Die Speaker sind von Electric Voice, die Soundanlage ein gedrosselter V 12 mit 850 PS an Soundleistung - die straßentaugliche Variante einer Tomahawk-Rakete sozusagen.
Der Ton macht halt die Musik!
Natürlich sitzen wir nicht im Salzkammergut herum und freuen uns nur über die nebelfreien Herbsttage und die Trinkwasserqualität unserer Seen. Nein, wir fahren viel und weit herum, als Botschafter dieser schönen Gegend und sammeln Eindrücke, Gegenstände und durch Alkohol verursachte Brummschädel. Oft verwenden wir dafür die Bahn, hi und da schon `mal ein Flugzeug; auch Segelschiffe kommen vor.
Wenn die Taschen und die Köpfe vom Sammeln voll sind, nehmen wir den ganzen feinen Haufen mit nach Hause und setzen um und wenden an.
Denn wer eine Reise tut, kann was erzählen...
Wir haben so unsere liebe Not mit unserem Namen...
Zum Einen gibt`s so viele ideenlose Menschen, die ihr neues Lokal "k.u.k. Hofbeisl" nennen, weil sie uns einmal besucht haben und am Flohmarkt ein Bild vom alten Kaiser gekauft haben, das sie dann im Klo aufhängen; zum Anderen, weil man uns k.u.k. [ku:k] nennt. Für alle, die es fälschlich "cook" nennen: Es kommt von "k. und k." (= kaiserlich und königlich).
Trotzdem: Unser Koch ist der "k.u.k. cook"...
Seit Anbeginn waren wir anders.
Man könnte eine Tafel vor die Tür stellen, auf der man die schönen Drinks und Schnitzelbrote lobpreist. Aber das wollen wir nicht! Wir feiern "500 Jahre Feinstrumpfhose mit Zwickel" oder "wir schießen mit Ihnen die MIR vom Himmel". Oder lesen sie mit aller Offenheit "das jüngste Gerücht".
Unsere Tafel ist kein Werbemittel sondern ein institutionalisiertes Objekt zur Stadtbildverschlechterung mit Stimulanz der Lachmuskulatur / Siehe, staune und lese: "Liebe macht blind => wer heiratet kann plötzlich wieder sehen"!!!
So manche Entwicklung in bewegten Zeiten kommt mit einem Tempo, dass die alten Glieder eines geschundenen Passionstrinkers und Beislwirtes nicht immer mitmachen. Da braucht`s dann Geister, die ihre Finger in den Wunden des Zeitgeistes haben, die hellwach durch die Nacht gehen und einen Trend auch setten können. Dann kannst Du Dich an Dich lehnen und Dir zuschauen, wie hilflos Du bist - hättest Du nicht Mitarbeiter, die Dir eine "Brücke bauen" über reissendes Gewässer, bis Du wieder Boden unter den Füßen kriegst.
Wir sind damit reichlich gesegnet!
Warum immer ein Mann hinter eine Bar gehört, warum Ausnahmen die Regel bestätigen und warum Frauen doch alleine in die Bar gehen??? Hier die Antworten:
Ein fescher Keeper mit Hirn hinter`m Tresen lockt die Weiblichkeit wie das Licht die Motten. Sie alle beleben die Erste Reihe am Tresen und gewähren immer weitere Einblicke, weil sie alle IHN möchten. Derweil noch unbemerkt kommen die "Jäger" von hinten und vereinnahmen die Zweite Reihe am Tresen, weil jeder Jäger einen Hasen braucht.
Eine fesche Barfrau, wenngleich blond und kurzberockt aber mit Hirn wird eine Kettenreaktion auslösen! Die Erste Reihe am Tresen gehört nun den "Jägern" - aber alle zielen auf einen Hasen!!! Zuviele Jäger sind des Hasen Tod! (Der Rest der Weiblichkeit verlässt enttäuscht diesen unwirtlichen Fleck. Was sind schon Hasen ohne Jäger?!) Außerdem: Wer steht in der Zweiten Reihe??!
Aber: Wir üben, um dieses Cliché zu brechen (Es gibt schon einzelne Ausnahmen bei uns).
Wir haben noch nicht genug gelebt, gestritten, vereint, geschieden, geflucht, geschrieben, geschüttelt und weltverbessert. Wir sind am Weg, nicht am Ziel. Wir werden weiterhin an uns feilen und uns an der rauhen Welt reiben - und wir haben noch Träume.
Zuerst träumen wir uns was Schönes. Dann bauen wir es.
Um die Wirte-Philosophie des k.u.k. Max zu verstehen, schmökert Euch bitte durch seine Privatbibliothek.
Dazu braucht Ihr nur mit der Maus über die Bücherregale gehen, die Themen erscheinen von selbst, dann auf die jeweiligen Links klicken.
Bitte schaut genau - Ihr könnt insgesamt 24 Themen finden.
Viel Spass!